GOTHENBORG YOUTH GAMES: ARVID REDDMANN GLÄNZT UND BUCHT DAS DM-TICKET

In diesem Jahr nahmen zum ersten Mal Athleten des SC Berlin an den Världsungdomspelen (Gothenburg Youth Games) in Göteborg teil. Ein ganzes Team aus 12 Sportlern reiste mit unterschiedlichen Ambitionen in die westschwedische Großstadt um sich Konkurrenz aus aller Welt zu stellen. 
In der Ullevi-Arena, dem EM-Stadion von 2006, fielen die Leistungen der SCBer sehr unterschiedlich aus. Einigen machten die Bedingungen mit schwedischem (Gegen-)Wind und Regenschauern, anderen die eigenen Nerven angesichts eigener Erwartungen, der Größe des Wettkampfes, der fremden Sprache usw. einen Stich durch die Rechnung. Andere wiederum nutzten die Gunst der Stunde.


Kurschus wird Zweiter im Weitsprung - die großen Weiten und Höhen bleiben aber aus

Den Auftakt machten am Freitagmorgen die 15-jährigen Weitspringer, die aufgrund der großen Teilnehmerzahl zunächst in einer Qualifikation antreten mussten. Bei regnerischem Wetter konnten sich Till Krebs und Julian Schröder (beide M15/Druck) leider nicht steigern und schieden mit 5,49m bzw. 5,39m aus. Daniel Eibenstein und Wilhelm Kurschus (beide M15/Druck) reichte hingegen wie erhofft ein Sprung um die geforderten 5,80m zu übertreffen und sich für den Hauptwettkampf im Stadion zu qualifizieren. In der Ullevi-Arena belegte Wilhelm mit 6,34m dann einen guten zweiten Platz hinter dem überragenden Sieger Carl af Forselles (Hellas FK), der 6,81m sprang. Daniel belegte mit 6,00m aus dem ersten Durchgang Platz 8. Allerdings konnten beide den Rückenwind nicht ausnutzen und die erhofften großen Weiten blieben bei ihrem ersten Wettkampf vor internationaler Kulisse aus.
Bei den 16- und 17-jährigen näherten sich Djamal Bohm (U18/Druck) und David Jahnke (U18/Druck) mit 5,81m und 5,80m ihren Bestleistungen an, verpassten aber das Finale der besten Acht.
Im 80m-Hürden-Sprint wagte Emilia Bartoeck (W15/Druck) den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser, feierte sie doch ihre Wettkampfpremiere seit mehreren Monaten ausgerechnet in der großen Ullevi-Arena. Die Aufregung tat ihrer Leistung keinen Abbruch. In 12,70s verpasste sie ihre Bestleistung nur um wenige Hundertstel.
Am Samstagmorgen dann wollte es beim Springen wieder nicht ganz rund laufen: Im Hochsprung bekamen Wilhelm und Till bei den 15-jährigen ungewohnt früh Probleme und mussten bei 1,60m schon in die dritten Versuche, die beide am Ende meisterten. Während für Till dann nach 1,63m Schluss war, kämpfte sich Wilhelm in den Wettkampf und übersprang am Ende noch 1,72m - das bedeutete einen guten 6. Platz. Die großen Höhenflüge blieben aber auch hier aus.

Drei Finalteilnahmen in den Sprints 

Nicht im Hochsprung, sondern in den Sprints der 15-jährigen stellten sich Daniel und Julian der versammelten skandinavischen Konkurrenz. Dabei war die Strecke ungewohnt kurz, werden in Schweden doch in diesem Alter 80m und nicht 100m gesprintet. Die Vorläufe entwickelten sich zu einer wahren Windlotterie, die zwischen 5m/s Gegenwind und 1,2m/s Rückenwind bot. Leider erwischte Julian als Zweiter des dritten Laufes 3,5m/s Gegenwind und hatte so in 10,09s keine Chance in einen der beiden Endläufe zu sprinten. Ganz anders Daniel: Mit dem Glück des Tüchtigen nutzte er den Rückenwind in seinem Lauf und ergatterte in 9,64s sogar einen Platz im A-Finale, wo er später in 9,70s Neunter wurde. Emilia meisterte auch über diese Strecke ihre Aufgabe gut und wurde in 11,10s gute Dritte ihres Laufes.
Im Wettbewerb der 16-jährigen Jungen sah Dario Stephan (U18/Druck) im 100m-Vorlauf erneut unglücklich aus. Zwar gewann er seinen Vorlauf in 11,40s sehr souverän und qualifizierte sich damit für das Finale. Doch dabei verletzte er sich erneut und musste für das Finale passen. Bitter für den Nachwuchssprinter, hatte er doch gerade erst eine muskuläre Verletzung auskuriert, die ihn über mehrere Wochen ausgebremst hatte. Im 100m-Sprint der Frauen erreichte Laua Thomsen (U23/Druck) das B-Finale wo sie in 12,26s bei Gegenwind Zweite wurde, wenn auch etwas hinter ihren Möglichkeiten blieb. Bei den 16- und 17-jährigen blieben Djamal und David in den Vorläufen ebenso hinter ihren Möglichkeiten wie Christopher Sonntag und Fabian Wagner (U23 bzw. M/Druck) bei den Männern. Beide plagten allerdings im Vorfeld Verletzungssorgen, sodass schon ihr Start erfreulich war.

Initialzündung von Arvid Reddmann bringt den erhofften Ruck im ganzen Team

Es sollte am Samstag-Abend Weitspringer Arvid Reddmann (U23/Druck) sein, der für den nötigen Ruck im Team sorgte. Dem mehrfachen 7m-Springer fehlte in dieser Saison noch die Norm für die Deutschen Meisterschaften U23 in knapp 3 Wochen. In Göteborg sollte nun das Last Minute Ticket gelöst werden.
In die B-Gruppe gesetzt, konnten Arvid weder Zeitplanverzögerungen noch wechselnde Winde oder das große Starterfeld sonderlich aus der Ruhe bringen.
Mit 7,11m ohne Brett stieg er im ersten Durchgang vielversprechend in den Wettkampf ein und sicherte sich früh das Ticket für den Endkampf. Nach zwei schwächeren Sprüngen war dies Gold wert. Denn unter den Anfeuerungen der Teamkollegen, flog Arvid  im 4. Durchgang bei Gegenwind auf 7,29m - persönliche Bestweite und Norm für die Deutschen Meisterschaften - und sorgte für frenetischen Jubel im Team.
Lange lieferte sich Arvid dann ein Duell mit dem Schweden Andreas Carlsson (IK Ymer), der letztlich die B-Gruppe mit 7,53m gewann. Nach einem weiten ungültigen im vorletzten, bestätigte der 20-jährige im letzten Versuch mit 7,21m noch einmal seine Bestweite und kann nun mit den Deutschen Meisterschaften U23 in Bochum-Wattenscheid planen. Die Begeisterung über Arvids Leistung sorgte für neue Motivation im ganzen SCB-Team.

Entsprechend motiviert gingen die 15-jährigen Jungen in den abschließenden Hürdensprint und die anderen Teammitglieder in die 200m-Läufe.
Tatsächlich gelangen so noch einige neue Bestzeiten und gute Platzierungen: In der M15 mussten Daniel, Julian, Till und Wilhelm Flexibilität beweisen.
Denn in Schweden gelten andere Hürdenabstände für diese Altersklasse. So fehlten nicht nur Zentimeter im Anlauf und Abstand zwischen den Hürden, sondern es musste davon auch eine mehr gelaufen werden. Dennoch gelang es Till Krebs eine neue Bestzeit aufzustellen. Die 13,04s reichten aber ebenso nicht für den Finaleinzug wie die 11,96s von Wilhelm Kurschus, der besonders mit den engeren Abständen zu kämpfen hatte. Sehr fokussiert zeigte sich Julian, der als Vorlaufsieger in 11,24s ins Finale einzog. Das gelang auch Daniel Eibenstein als Zweiter seines Vorlaufes in 11,32s. Im Finale konnte Julian sich als Vierter noch einmal auf 11,20s steigern - eine gute Zeit angesichts der einen Hürde, die es mehr zu laufen galt. Keinen runden Lauf erwischte Daniel, der früh die erste Hürde touchierte und aus dem Tritt kam. Als Siebenter standen für ihn am Ende 11,55s zu Buche.
In den 200m-Wettbewerben taten sich aus SCB-Sicht vor allem David Jahnke (U18/Druck) und erneut Weitspringer Arvid Reddmann hervor. Letztgenannter stellte an Tag eins nach seiner großen Steigerung im Weitsprung bei Windstille seine persönliche Bestzeit in 22,70s ein. Für seine Verhältnisse noch flotter unterwegs war David bei den 16-jährigen Jungen. Nach einem engagierten Lauf wurde er mit einer Steigerung seiner Bestzeit um 2 Zehntel auf 24,19s belohnt.

Neben den Wettkämpfen im Stadion sollte natürlich auch das Rahmenprogramm nicht zu kurz kommen. So wurde der Sieg der deutschen Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gemeinsam in der Hotellobby vor dem Bildschirm gefeiert und nach Ende der Wettkämpfe am Sonntag ging es  zum gemeinsamen Achterbahnfahren nach Liseberg, den großen Göteborger Freizeitpark.

Insgesamt waren die Världsungdomspelen für viele im Team eine großartige Gelegenheit erste Erfahrungen auf internationalem Boden und bei einem Wettkampf dieser Größenordnung zu sammeln. Kulisse, Sprache, große Teilnehmerfelder und das Wetter stellten sich dabei oft als nicht so einfach beherrschbar heraus und nicht alle der hochgesteckten eigenen Erwartungen konnten erfüllt werden - auch das eine lehrreiche Lektion, die auf dem weiteren Weg nur helfen kann. Vielleicht schon bei den anstehenden Deutschen Meisterschaften?
Eines steht fest: Es wird vermutlich nicht die letzte Reise nach Göteborg sein, denn so mancher hat noch eine Rechnung in der Ullevi-Arena offen.