18.06.2021 – INTERVIEW MIT PHILIPP HERDER

Wie sah seine Vorbereitung auf das Olympiajahr aus? Wie behält man einen kühlen Kopf? Wie sieht die Vorbereitung bis zu den Spielen aus? Unser Olympiateilnehmer für Tokio 2021, Philipp Herder, im Gespräch. 

Hallo Philipp, zu aller erst mal herzlichen Glückwunsch zum Erreichen des Olympiateams. Du warst bereits 2016 in Rio mit dabei, damals allerdings als Ersatzmann. Wie sehr lag dieses Jahr der Fokus darauf unter die Top 4 zu kommen und es ins Team zu schaffen?
Philipp: „Vielen Dank! Also man muss ehrlich sagen, dass das 2016 abzusehen war, dass ich es dort nicht ins Team schaffen werde, einfach weil die Konkurrenz damals mit Fabian Hambüchen, beispielsweise, nochmal stärker war. Dementsprechend war das schon eine schwere Nummer es überhaupt als Ersatzmann in das Team zu schaffen. Da Fabian aber nun aufgehört hat, war das dieses mal von Anfang an schon aussichtsreicher. Aber ehrlich gesagt habe ich bis vor wenigen Monaten selbst nicht mehr daran geglaubt, dass das was wird.“

Wie sah denn deine Vorbereitung auf das Olympiajahr aus, hattest du große Schwierigkeiten mit der Pandemie?
Philipp: „Ja, wie bereits erwähnt war das zeitweise nicht so einfach. Im letzten Jahr hatte ich eine richtig gute Form und habe mich fit für die Spiele gefühlt. Nach der Absage der Spiele gab es, bis auf wenige Bundesligawettkämpfe, keine richtige Möglichkeit an einem ordentlichen Wettkampf teilzunehmen. Das zog sich bis zu den Deutschen Meisterschaften in Dortmund so durch. Dann direkt mit den wichtigsten beiden Wettkämpfen, also den Deutschen Meisterschaften und danach der Olympia-Qualifikation, einzusteigen war ganz schön hart. Man hatte vorher keine Möglichkeit zu testen in welcher Form man im Moment ist. Deshalb war ich mir nicht sicher, ob ich das überhaupt packe.“

Du hast ja bei dem Olympiaqualifikationswettkampf in München eine tolle Bodenkür gezeigt. Danach musstest du leider am Pauschenpferd absteigen. Wie geht man in einer solchen Situation mit dem Druck um und fängt man da vielleicht sogar schon an um die Platzierung zu rechnen?
Philipp: „So ein Fehler kann immer passieren, das ist Turnen und das gehört einfach dazu. Danach gab es ja leider noch den Fehler beim Sprung. Das war sehr schade, dass ich in den beiden Disziplinen ungenutztes Potenzial liegen lassen hab. Aber es gilt vor allem der Wert in den Einzeldisziplinen für das Team. Da darf man den Kopf nicht in den Sand stecken und muss weitermachen. Um ehrlich zu sein, war der Druck vor den Wettkämpfen gar nicht so groß, weil man wegen der langen Wettkampfpause seine Erwartungen schon etwas runtergeschraubt hatte. Trotzdem ist man während der Wettkämpfe immer ein wenig aufgeregt. Die Anspannung ist eher jetzt gestiegen, da es nun gilt zu beweisen, dass man sich den Platz im Olympiateam verdient hat. Natürlich will man auch das Team nicht im Stich lassen. Außerdem kommt noch dazu, dass Olympia einfach der größte Wettkampf ist, auf den man hinarbeitet.“

Wie sieht denn eure oder deine Olympiavorbereitung ab jetzt aus? Konzentriert sich jeder auf sich oder bereitet ihr euch als Team darauf vor?
Philipp: „Für die nächsten zwei Wochen bin ich noch hier am Berliner Stützpunkt und trainiere für mich. Zwar ist man später alleine am Gerät, aber man turn turnt trotzdem komplett für das Team und die mentale Unterstützung vom Team während Vorbereitungen ist enorm. Deshalb treffen wir uns nach den zwei Wochen in Kienbaum und da startet die Vorbereitung mit der Mannschaft. Anschließend fliegen wir nach Joetsu, in Westjapan, wo wir dann die restliche Zeit der Vorbereitung bis zu den Spielen verbringen.“ 

Vielen Dank für das Gespräch, Philipp und weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg nach Tokio und natürlich auch bei den Spielen!