Ulm, 17.07.2022
Das Wettkampfjahr 2022 war wahrlich kein leichtes für Shelton Quinze. Früh bremste eine Corona-Infektion den U20-Hürdensprinter aus und hinterließ einige Zeit ihre Spuren. Entsprechend durchwachsen verlief die Saison für den Schützling von Trainer Christopher Druck. Dass der Saisonaufbau letztlich doch perfekt getroffen wurde, zeigte sich pünktlich zu den Deutschen U20-Meisterschaften im Donaustadion. Allerdings sollte der Wettkampf zu einem Wechselbad der Gefühle werden bei dem Trainer und Athlet am Ende nicht genau wussten ob Freude oder Enttäuschung überwiegen soll. Der Reihe nach…
Mit der kürzlich bei der DLV Juniorengala aufgestellten Saisonbestzeit von 13,94s reiste Shelton als Drittbester deutscher Hürdensprinter zu den DJM. Allerdings fehlte ihm im Gegensatz zu den bis dahin überragenden Konkurrenten Manuel Mordi (HSV) und Aaron Giurgian (Sprintteam Wetzlar) noch die Norm für die U20-WM in Cali (13,85s).
In der ersten von drei Runden hatte Shelton die Marschgabe möglichst viel Kraft zu sparen und einen sicheren Lauf zu absolvieren. Denn im Hürdensprint kann bereits ein Fehler das vorzeitige Aus bedeuten. Shelton erfüllte als Vorlaufsieger seine Aufgabe in 14,35s mehr als souverän und konnte ins Ziel bereits auslaufen. Im darauf folgenden Halbfinale investierte Shelton nach wie vor noch nicht volle Kraft, merkte aber bereits dass ihm dennoch ein starker Lauf gelang und nahm geistesgegenwärtig das Tempo nicht heraus. Eine richtige Entscheidung wie der Blick auf die Ergebnistafel zeigen sollte. Denn in 13,83s fiel am Ende hier überraschend die U20-WM-Norm. Gleichzeitig stellte Shelton den Berliner Uralt-Rekord von Andreas Oschkenat (SC Dynamo) aus dem Jahre 1981 ein.
Damit hatten nunmehr drei Athleten die WM Norm für Cali erfüllt, für die es allerdings nur zwei Startplätze gibt. Ein entsprechend enges und spannendes Finale zeichnete sich ab. Und diese Erwartung erfüllte sich auch. Als überragender Sieger stürmte Manuel Mordi in neuer Bestzeit von 13,58s ins Ziel. Der Kampf um das WM-Ticket dahinter war denkbar eng. In 13,73s entschied am Ende Aaron Giurgian diesen für sich und holte sich auch das DM-Silber. Shelton gewann nur 3 Hundertstel dahinter in 13,76s die Bronzemedaille und verbesserte den 41 Jahre alten Berliner Rekord erneut deutlich. Dennoch überwog zunächst die Enttäuschung über das so knapp verpasste WM-Ticket.
Dabei kann der Nachwuchssprinter mehr als stolz auf seine Leistung sein. Denn nach der eher schwierigen Saison war eine solche überragende Leistung und ein Eingriff in den Kampf um die WM-Tickets eigentlich fast gar nicht mehr zu erwarten. Eine so deutliche Steigerung der eigenen Bestzeit samt Bronzemedaille und Berliner Rekord ist eine großartige Leistung die in anderen Jahren zu mehr gereicht hätte. Zudem wird Shelton als Dritter für den U20-Länderkampf im Münchener Olympiastadion kurz vor der Heim-EM nominiert und darf Deutschland letztendlich dennoch im Nationaltrikot vertreten. Dabei wünschen wir ihm viel Erfolg.